Moon and Stars Montag, 11. Juli 2011 / 14:40 Uhr aktualisiert: 14:59 Uhr
Es soll ja auch Leute geben, die nicht bis zum Knie im Schlamm stehen müssen, um Musik geniessen zu können. Solche Leute lieben das Moon & Stars in Locarno, mit der vielzitierten und wunderschönen Kulisse des Piazza Grande, von der Stars in Interviews immer wieder schwärmen. Wers nicht glaubt
oder nicht selbst erlebt hat, sollte es dieses Jahr unbedingt tun.
Zucchero trat schon mehrere Male am «Moon & Stars» auf.
Denn bei den vielen Weltstars wird es nicht schwierig sein, seinen persönlichen Favoriten zu finden. Und sollte Ihr Lieblingsmusiker trotzdem nicht drunter sein, empfehlen wir jetzt schon: Gummistiefel kaufen.
Bryan Adams
Er ist der König des kaufmännischen Angestellten-Rocks, der
Kuschelrock-Champion und Halbballaden-Gott: Bryan Adams.
Bryan-Adams-Songs gehören zu jener Art von Musik, die man
nur heimlich hört, aber betrunken beim Aprés-Ski-Halligalli
lauthals mitgröhlt. Songs wie «Summer of '69», «Please Forgive
Me», «Have You Ever Really Loved A Woman?» oder «Run
To You» wurden Welthits. Besonders mit der Hitsingle «(Everything
I Do) I Do It For You» aber machte sich der gebürtige
Kanadier imagemässig keinen Gefallen und es drängte ihn
immer mehr in die Weichspülecke. Aber ihm kanns ja egal
sein. Mit über 15 Millionen verkauften Platten ist der Kanadier
ein sicherer Wert für seine Plattenfirma. Und garantiert auch
schon frühzeitig ausverkauft.
Sting
Jung, wild und sexy? Eher nein, aber Sting war das
mal, damals mit den Police. Aber das ist schon lange
her. Heute ist der ehemalige Rockstar zu einem
ruhigen Feierabend-Entertainer für Audi-Fahrer
geworden. Bei seiner aktuellen «Simphonicity»-
Tournee hat er ein ganzes Orchester dabei, das
seine Songs nochmals tüchtig aufzuckern und
Honig drüberschmieren wird. Definitiv nichts für
Leute, die alle dreissig Sekunden auf ihr Handy
schauen, um zu sehen, ob sie eine SMS erhalten
haben. Nein, Sting ist Genussmusik für Leute, die
sich auch für feine Teesorten interessieren.
Amy Winehouse
Hingehen, wer Amy Winehouse nochmals eine
Chance geben möchte. Sie versprach Besserung
und schläft nicht mehr so oft auf der Bühne ein
wie früher. Man darf auf jeden Fall sehr gespannt
sein, was an diesem Abend passiert. Kommt sie? Ist sie
fit? Wenn ja, kann man sich freuen auf einen prima
Abend - denn Amy Winehouse ist live fast noch besser
als auf Platte, zumindest wenn sie die Pfoten von
Drogen und Alkohol lässt. Und wenn sie doch mal
wieder den Text vergisst oder das Publikum beleidigt
- ist nicht persönlich gemeint. Auf jeden Fall
wird man am nächsten Tag was zu erzählen haben.
Zucchero
Auf den Stimmbändern von Zucchero lässt
sich Parmesan raffeln. Und zwischendurch
raspelt das raue Organ des Singer-/Songwriters
auch Süssholz. Balladen gehören
genauso ins Repertoire wie pulsierende
Latino-Tanzrhythmen. 1983 debütierte der
Mann, der eigentlich Adelmo Fornaciari
heisst und seit Jahrzehnten Millionen von
Platten verkauft. Obwohl er alles andere
wie ein Rockstar aussieht und ein Poster
von ihm keinen Raum schöner macht.
Ein Phänomen wie Grönemeyer. Aber irgendwie scheinen ihn die
Leute zu mögen. Ganz besonders am Moon & Stars, wo er schon
mehrmals grandiose Auftritte hatte - bestimmt auch dieses Jahr.
Bligg
Gibt es einen sympathischeren Schweizer Rapper als Bligg?
Nein. Gibt es einen besseren Schweizer Rapper? Natürlich,
aber keiner hat die besseren Mitsingsongs wie Bligg. Und
die gehören einfach zu einem Openair wie Sonnencreme
und Regenschutz! Ob man unseren Deutschschweizer Rapexport
allerdings im Tessin versteht? Egal, sind ja eh praktisch
alles Deutschschweizer am Moon and Stars, die ihren
Mund ab der Kulisse nicht mehr schliessen können. Aber
auch wer nichts versteht: Bliggs Songs gehen schneller
ins Tanzbein als die Füsse wippen können. Übrigens: Das
Mädchen-Kreischen in der ersten Reihe gehört zu einem
Bligg-Konzert - daran muss man sich halt gewöhnen.
(asu/sommerguide.ch)
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